Revitalisierung
In Berlin-Kreuzberg, direkt neben Berlinischer Galerie und Jüdischem Museum, sollen die noch erhaltenen Teile der Victoriahöfe in neuem Glanz wieder erstrahlen. Das Gebäude, als Zentrale der Victoria Versicherungsgesellschaft zwischen 1893 und 1913 erbaut, bestand ursprünglich aus einem Ensemble mit 12 Innenhöfen. Im Februar 1945 wurde das Gebäude durch einen Luftangriff schwer beschädigt. Die noch existierenden drei Höfe stehen unter Denkmalschutz und werden nun zu einem multifunktionalen Gebäude mit breiter Nutzungsstruktur umgebaut. Schüßler-Plan ist in diesem anspruchsvollen Projekt u. a. mit der Tragwerksplanung, den Lastermittlungen für die Nachgründung und dem konstruktiven Brandschutz beauftragt.
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Nutzungsänderung
Umbauten dieser Art im Bestand sind sehr komplex, da es allein durch die Bauphysik und den modernen Anforderungen an die Klima- und Haustechnik einer sehr sorgfältigen Planung bedarf. Bedingt durch eine gewünschte komplette Nutzungsänderung während der Planungsphase, war eine erneute Umplanung zu „gemeinschaftlicher Büronutzung mit Co-Working-Bereichen“ zwingend erforderlich. Bereits geplante TGA-Trassen waren nun unter völlig anderen Gesichtspunkten durch das Gebäude zu führen. Aufgrund der historischen Gebäudestruktur mit all ihren nicht dokumentierten Veränderungen durch die Kriegseinwirkungen sind solchen Anpassungen schnell Grenzen gesetzt und Flexibilität war gefordert.
Herausforderung Denkmalschutz
Die noch erhaltenen Zierbereiche der Fassaden wurden denkmalpflegerisch wieder in Stand gesetzt, wobei Ziergiebel abgetragen und an das neue Dachtragwerk angepasst werden mussten. Über dem Haupteingang wurde der ehemalige Ziergiebel durch eine neue Dachkonstruktion in Bogenform nachempfunden, sodass der architektonische Gesamteindruck des historischen Gebäudes wiederbelebt wird. Hierfür überspannt eine Kuppel mit einer Spannweite von 21 m den Mittelbereich. Aus akustischen Gründen ist diese in Stahlbeton erstellt worden.
Da die bestehende Konstruktion nicht gewährleisten konnte, die aktuell erforderlichen Lasten sicher in den Baugrund abzutragen, waren umfangreiche Verstärkungsmaßnahmen notwendig. In Abhängigkeit von Belastung und Geometrie wurden somit Wände und Pfeiler über die Gesamthöhe ersetzt, oder durch in den Mauerwerkspfeilern liegende Stahlstützen verstärkt. Hierfür waren umfangreiche Temporärabfangungen erforderlich. Weiterhin mussten die jeweiligen Bauzustände für die Gebäudegesamtstabilität berechnet und konstruktiv umgesetzt werden. Große Deckenbereiche wurden durchörtert oder ersetzt. Dies bedingte die umfassende Auskreuzung der Deckenfelder zur Sicherstellung der Scheibenwirkung und somit der Stabilität des Gebäudes. Aufgrund der eingeschränkten Schweißbarkeit der Stahlträger, konnte nur auf der Druckseite der Träger geschweißt werden – das Auskreuzen erfolgte somit auf der Deckenoberseite.